Format (L/B/H): 105cm x 60cm x 45cm
Zu den selteneren Sonderformen der Puppenstuben gehört die Puppenschule, deren Spielwert heute allgemein als eher gering eingestuft wird. Dennoch hatte das "Schule-Spielen" einen großen Stellenwert, seit im 19. Jahrhundert die Volksschule zum selbstverständlichen Bestandteil der kindlichen Lebens geworden war.
Das Schulspiel hatte zur damaligen Zeit bestimmt zwei Vorteile: zum einen waren in den kinderreichen Familien genügend Akteure vorhanden, man benötigte keine besonderen Utensilien, so dass es schnell und unkompliziert gespielt werden konnte. Zum anderen hatten die oft drakonischen Erziehungsmaßnahmen bestimmt traumatisierende Auswirkungen auf die Kinder, die sie spielerische verarbeiten konnten, indem sie selbst in die autoritäre Rolle schlüpften.
Im weiteren Verlauf der Entwicklung des Schulspiels reagierte der Markt mit einer Fülle von Schulspielen auf die steigende Nachfrage: Würfelspiele, die sich mit dem Schulweg und dem Verhalten in der Schule befassten, aber auch Kästen mit miniaturisiertem Schulzubehör für die Hand des Kindes und der Puppe sowie eben auch Puppenstuben als Puppenschulen.
Die Ausstattung der Puppenschulen entsprach denen der wirklichen Schulen - wie so häufig - bis ins Detail. Die Schule aus der Zeit der Jahrhundertwende (1900) umfasst neben der Gestelltafel auch die typischen zweisitzigen Bänke, das Stehpult für den Lehrer, einen Schrank für die Lehrmittel, Hefte und Ersatzfedern, einen Kanonenofen, Schautiere, Globus und den Abakus, der aber, anders als sein großes Vorbild, oft nur wenige Reihen mit wenigen Perlen hatte.
Die Schautafeln, die in den Schulen hängen, sind häufig von Familienmitgliedern aus Sammelbildern, alten Atlanten oder Ähnlichem gebastelt worden. Zumindest wirken sie so, da sie häufig auf Pappe geklebt wurden, die nicht gerade geschnitten ist. Bei den in dieser Puppenschule gezeigten Vogelbildern handelt es sich um Sammelbilder der Zeit, die mit schwarzen Holzleisten versehen wurden. Die Deutschlandkarte ist auf Pappe geklebt und deswegen lässt sich ihre Herkunft nicht bestimmen.
Die Hefte scheinen selbstgebastelt zu sein und wurden einzeln in transparentes Papier eingeschlagen. Etliche Seiten sind mit Schrift (Sütterlin) und Zeichnungen gefüllt. Sie und auch die Schiefertafeln tragen Namen verschiedener Kinder.
Die Tintenfässchen wurden aus Holz gedrechselt, haben aber, anders als die großen Vorbilder, keine Deckel. Sie sind jedoch herausnehmbar.
Die Blechtoilette gehörte zu dem Schulkonvolut, mit dem alles begann. Das Waschset im dazugehörigen Ständer war in einer Zeit, in der fließend Wasser die Ausnahme war, in jeder Klasse vorhanden.
Ein Schneegass-Klavier aus Birnholz mit den typischen geprägten Jugendstilornamenten sichert die musikalische Erziehung der Schülerinnen und Schüler.